Einleitung
Wie echt ist noch echt, wenn Bilder, Stimmen und Fakten generiert sind? Was, wenn KI plötzlich mehr entscheidet als gewählt wird? Und warum diskutieren Tech-Konzerne über Ethik, aber handeln selten danach?
Diese Woche zeigt einmal mehr: Zwischen Silicon-Valley-Visionen und politischem Machtpoker verschwimmen nicht nur die Grenzen zwischen Bild und Realität – auch die Rollen von Staat, Konzern und Gesellschaft in der KI-Revolution werden neu verhandelt. Wer gestaltet, wer profitiert, wer verliert? Und was passiert, wenn technische Sprünge schneller sind als unsere Regeln?
Forschung & Entwicklung
Meta is going to stuff Midjourney AI images into your feed
Meta – einst bekannt für Katzenvideos und politische Debatten auf Facebook – will unsere Feeds künftig mit KI-generierten Bildern füttern. Dafür hat sich das Unternehmen mit Midjourney verbündet, dem wohl bekanntesten Anbieter für ästhetisch ansprechende KI-Bildgenerierung. Die Kooperation soll nicht nur hübsche Bilder liefern, sondern auch die eigenen KI-Modelle von Meta trainieren und verbessern. Heißt konkret: Was du in Zukunft auf Instagram, Facebook oder Threads siehst, könnte aus der digitalen Feder eines Algorithmus stammen – und nicht mehr aus einer Kamera.
Offizielle Details? Mangelware. Aber klar ist: Die Partnerschaft zielt auf eine neue Ära der Inhalte – wo Realität optional ist und Ästhetik algorithmisch entsteht. Was bedeutet das für Fotografie, Kunst, Werbung? Und: Wird unser Blick auf die Welt dadurch schöner – oder nur künstlicher?
Klingt verrückt? Willkommen in der neuen Normalität.
MCP-Universe benchmark shows GPT-5 fails more than half of real-world orchestration tasks
GPT-5 gilt als das neue Superhirn unter den Sprachmodellen – doch wenn es darum geht, echte Büroarbeit zu erledigen, zeigt sich: Intelligenz ist nicht gleich Effizienz. Laut dem neuen „MCP-Universe“-Benchmark von Salesforce Research scheitert GPT-5 in mehr als der Hälfte der getesteten Aufgaben. Die Tests simulieren typische Arbeitsabläufe in Unternehmen – von Terminplanung bis Datenanalyse. Das Ergebnis: Viel Redefluss, wenig Handlungskompetenz.
Das Problem? Sprachmodelle wie GPT-5 können hervorragend formulieren, aber schlecht koordinieren. Ihnen fehlt das, was Forscher:innen als „agentisches Verhalten“ bezeichnen – also die Fähigkeit, selbstständig Aufgaben zu erkennen, Prioritäten zu setzen und Aktionen auszuführen. Kurz: Die KI kann dir erklären, wie man ein Projekt managt – aber nicht, wie man es wirklich umsetzt. Vielleicht braucht es doch noch ein bisschen mehr Mensch im Maschinenraum?
Ob das gutgeht? Das entscheidet nicht nur die Technik.
Modelle & Unternehmen
US Government Makes $8.9B Investment to Take 10% Stake in Intel
Die USA greifen tief in die Staatskasse – und kaufen sich mit 8,9 Milliarden Dollar direkt bei Intel ein. Ziel: zehn Prozent am gebeutelten Halbleiter-Giganten. Hintergrund ist der weltweite KI-Boom: Ohne leistungsfähige Chips keine intelligenten Modelle. Und ohne eigene Produktion droht Abhängigkeit von China oder Taiwan.
Der Deal ist also nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein geopolitisches Signal: „KI-Souveränität“ wird zur Staatsaufgabe. Intel soll wieder glänzen – nicht nur auf dem Börsenparkett, sondern als Bollwerk gegen technologische Abhängigkeit. Doch was passiert, wenn der Staat plötzlich Miteigentümer wird? Gibt es bald KI-Förderung per Dekret? Oder wird Intel zum politischen Spielball im Chip-Wettrüsten?
Klingt verrückt? Willkommen in der neuen Normalität.
OpenCUA’s open source computer-use agents rival proprietary models from OpenAI and Anthropic
Die Open-Source-Alternative lebt – und wird immer schlauer. OpenCUA, ein Framework für sogenannte „Computer-Use Agents“, bringt frischen Wind in den KI-Markt. Diese Agenten können selbstständig den Computer bedienen: Mails schreiben, Dateien sortieren, Programme steuern. Klingt wie ein digitaler Praktikant – nur ohne Kaffeepausen.
Das Besondere: OpenCUA ist offen zugänglich und stellt damit eine ernsthafte Konkurrenz zu den geschlossenen Systemen von OpenAI und Anthropic dar. Entwickler:innen bekommen nicht nur das fertige Modell, sondern gleich die ganze Bauanleitung. Das könnte das Machtgefüge im KI-Ökosystem ordentlich durcheinanderwirbeln. Wird Open-Source-KI zur neuen Volksbewegung – oder bleibt sie ein Nerd-Spielplatz ohne Massenwirkung?
Ob das gutgeht? Das entscheidet nicht nur die Technik.
Gesellschaft & Politik
Netflix wants its partners to follow these rules when using gen AI
Netflix hat genug von unkontrollierter KI-Spielerei – zumindest offiziell. Nach Kritik an der Doku „What Jennifer Did“, in der offenbar KI-generierte Bilder als echte Archivaufnahmen verkauft wurden, zieht der Streaming-Gigant nun Grenzen. Partnerstudios sollen künftig klare Regeln befolgen, wenn sie generative KI einsetzen. Was das genau heißt? Noch etwas vage. Aber: Transparenz und ethische Standards sollen verpflichtend werden.
Die Frage ist nur: Wer kontrolliert das – und mit welchem Maßstab? Wenn ein Bild täuschend echt aussieht, aber künstlich erzeugt wurde, ist dann nur das Bild falsch – oder auch die Geschichte dahinter? Netflix will Verantwortung zeigen. Doch ob das reicht, um Vertrauen zurückzugewinnen, bleibt offen. Vielleicht braucht es nicht nur Regeln für KI, sondern auch neue Sehgewohnheiten beim Publikum?
Klingt verrückt? Willkommen in der neuen Normalität.
Generative KI
Midjourney / Generative Bild-KI
Meta is going to stuff Midjourney AI images into your feed
Die Ästhetik der Zukunft kommt aus der Maschine – und bald direkt in deinen Instagram-Feed. Meta hat sich mit Midjourney verbündet, um deren „ästhetische Technologie“ zu lizenzieren. Das klingt fast poetisch – ist aber im Kern ein datengetriebener Deal: Midjourney liefert den Stil, Meta den Algorithmus. Gemeinsam wollen sie KI-Bildproduktion massentauglich machen.
Heißt: Was du siehst, wird nicht mehr unbedingt von Menschen gemacht – sondern von Maschinen, die gelernt haben, was „schön“ ist. Aber was passiert, wenn Millionen Menschen täglich KI-Bilder konsumieren, ohne es zu merken? Wird unser Blick auf die Realität dadurch erweitert – oder verzerrt?
Klingt verrückt? Willkommen in der neuen Normalität.
FLUX.1 Kontext / Gen-KI
DRAMA Model Inference Efficiency Boosted by 1.7x-2.3x
Was klingt wie ein Theaterstück, ist in Wahrheit ein technisches Upgrade: DRAMA – ein Encoder-Modell für Sprach-KI – wird durch sogenannte „Nested Jagged Tensors“ (kurz NJTs) deutlich schneller. Bis zu 2,3-mal effizienter soll das Modell jetzt laufen, besonders bei ungleich langen Texteingaben. Klingt technisch? Ist es auch – aber mit großer Wirkung.
Denn effizientere Modelle bedeuten: weniger Rechenleistung, niedrigere Kosten, schnellere Antworten – also mehr Realismus für den Einsatz in der Praxis. DRAMA spielt damit in der Champions League der Produktions-KI mit. Vielleicht wird aus dem Drama bald ein Dauerbrenner – zumindest im Serverraum.
Klingt verrückt? Willkommen in der neuen Normalität.
Generative Video-KI
Google makes it easier to edit Drive videos with a new Vids shortcut button
Google bringt Videoschnitt dorthin, wo er am wenigsten erwartet wird: in Google Drive. Ein neuer Shortcut namens „Vids“ erlaubt es Nutzer:innen, Videos direkt aus der Cloud heraus zu bearbeiten – ganz ohne Profi-Software oder Videostudio. Für viele klingt das nach Spielerei. Doch in Wirklichkeit ist es Teil einer größeren Bewegung: Kreativität wird zunehmend automatisiert, zugänglich und – ja – generiert.
Ob Urlaubsclip oder Produktvideo: Der Schnitt kommt bald von der KI. Und damit stellt sich die Frage: Wenn alles editierbar ist – was bleibt dann noch echt?
Klingt verrückt? Willkommen in der neuen Normalität.
Fazit
Was diese Woche zeigt: KI ist kein Werkzeug mehr – sie wird zur Infrastruktur unseres Alltags, unserer Wirtschaft und unserer Wahrnehmung. Doch je mehr sie kann, desto wichtiger wird die Frage: Wer lenkt sie – und wer wird von ihr gelenkt? Zwischen offenen Codes und milliardenschweren Eingriffen in die Industriepolitik verschwimmen die Grenzen zwischen Fortschritt und Abhängigkeit. Vielleicht ist es Zeit, nicht nur die Technik weiterzuentwickeln, sondern auch unseren Kompass. Denn was nützt ein kluger Algorithmus, wenn er am Ende nicht weiß, wo’s langgeht?