Neuronale Notizen vom 22. August 2025

 

Einleitung

 

Wie echt ist noch echt, wenn Bilder, Stimmen und Fakten generiert sind? Was, wenn KI plötzlich mehr entscheidet als gewählt wird? Warum diskutieren Tech-Konzerne über Ethik, aber handeln selten danach?

 

Ob Netflix, Meta oder OpenAI – die großen Player stellen die Welt gerade auf KI-Kurs. Dabei verschwimmen Grenzen: zwischen Realität und Simulation, zwischen Fortschritt und PR, zwischen Innovation und Kontrollverlust. In dieser Ausgabe werfen wir einen neugierigen Blick auf das, was sich hinter den glänzenden Screens verbirgt – und was das alles mit unserem Alltag zu tun hat.

 

 

Forschung & Entwicklung

 

Meta will Midjourney-Bilder verstärkt in Nutzer-Feeds integrieren

 

Wer in den letzten Monaten dachte, sein Social-Media-Feed sei ohnehin schon ein surrealer Ort, darf sich freuen: Meta will künftig Midjourney-Bilder direkt ins Instagram- und Facebook-Erlebnis einbauen. Die sogenannte „ästhetische Technologie“ von Midjourney – also die Fähigkeit, mit KI fotorealistische oder märchenhaft überzeichnete Bilder zu erzeugen – wird dafür lizenziert. Meta spricht von einer „technischen Zusammenarbeit“ der Forschungsteams. Klingt harmlos, ist aber ein gewaltiger Schritt. Denn wo bisher echte Menschen echte Fotos posteten, könnten bald generierte Bilder über Likes, Trends und Weltbilder entscheiden. Wer erkennt dann noch, was real ist und was aus dem neuronalen Farbtopf stammt? Die Frage ist nicht nur technisch, sondern auch gesellschaftlich: Wird unser digitales Gedächtnis bald von synthetischer Ästhetik geprägt?

 

Quelle: The Verge AI

 

 


MCP-Universe-Benchmark: GPT-5 scheitert bei über der Hälfte praxisnaher Orchestrierungsaufgaben

 

Salesforce hat GPT-5 einen Realitätscheck verpasst – und das Ergebnis klingt ernüchternd: In mehr als der Hälfte aller getesteten Unternehmensaufgaben scheitert das Modell. Der neue Benchmark „MCP-Universe“ prüft, ob KI-Agenten komplexe Aufgaben wie Projektplanung, Datenabgleiche oder Prozesssteuerung meistern können. Spoiler: Können sie (noch) nicht. Während GPT-5 im Chat glänzt, verzettelt es sich offenbar bei echten Arbeitsabläufen. Das wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wollen wir KIs, die nur reden – oder welche, die wirklich handeln können? Und wenn ja: ab wann dürfen sie das, ohne dass wir die Kontrolle verlieren?

 

 

 

Modelle & Unternehmen

 

Meta kooperiert mit Midjourney bei Entwicklung von KI-Bild- und Videomodellen

 

Ja, wir haben’s nochmal: Meta und Midjourney gehen eine Partnerschaft ein, die mehr als nur hübsche Bilder verspricht. Auch Videos sollen jetzt mit KI-Ästhetik „veredelt“ werden. Das Ziel: Meta will nicht nur mitreden, sondern die visuelle Sprache der Zukunft mitgestalten. Fake it till you make it – oder besser: Fake it till it’s indistinguishable. Mit generierten Bildern und bald auch Videos verschwimmen die Grenzen zwischen Realität, Werbung und Fiktion endgültig. Wird das nächste Urlaubsvideo also bald von der KI geschnitten – und vielleicht auch gleich erfunden?

 

 

 


ChatGPT-5 erhält Update für einen zugänglicheren und sympathischeren Dialogstil

 

OpenAI hat GPT-5 ein Update verpasst – und das klingt mehr nach Therapeutenbesuch als nach Technikschrauberei. Der neue Tonfall soll „wärmer“ und „freundlicher“ sein. Offenbar hatten sich Nutzer beschwert, dass der KI-Assistent zu kühl, zu sachlich oder gar herablassend wirke. Jetzt also mehr Kuschelfaktor. Aber was heißt das eigentlich? Dass KI uns nicht nur helfen, sondern auch gefallen soll? Und: Wenn eine Maschine nett zu uns ist – vertrauen wir ihr dann automatisch mehr? Vielleicht wird die wahre Superpower der KI nicht Intelligenz, sondern Empathie-Simulation.

 

Quelle: AI Business

 

 

Gesellschaft & Politik

 

Netflix gibt Partnern klare Richtlinien für den Einsatz generativer KI vor

 

Netflix zieht die Reißleine – zumindest ein bisschen. Nachdem der Streaming-Gigant mit dem Einsatz von KI-generierten Bildern in der Doku „What Jennifer Did“ für Empörung sorgte, gibt es nun neue Regeln: Wer mit Netflix zusammenarbeitet, soll beim Einsatz von generativer KI transparent und verantwortungsvoll agieren. Klingt gut, ist aber auch ein Eingeständnis: KI verändert nicht nur die Produktion, sondern auch, wie wir Geschichten erleben – und wem wir glauben. Wenn echte Fotos durch KI-Bilder ersetzt werden, bleibt die Wahrheit dann auf der Strecke? Oder ist sie längst nur noch eine Frage der Auflösung?

 

Quelle: The Verge AI

 

 


Industriepolitik: Trump kündigt Regierungsbeteiligung an Intel an

 

Donald Trump will’s nochmal wissen – diesmal als Investor. Die US-Regierung soll zehn Prozent des angeschlagenen Chip-Riesen Intel übernehmen. Offiziell geht’s um nationale Sicherheit und Technologieführerschaft. Inoffiziell? Um Wahlkampf, Einfluss und vielleicht auch ein bisschen Nostalgie. Denn Intel steht sinnbildlich für eine Industrie, die das digitale Zeitalter mitgeprägt hat – und jetzt selbst droht, den Anschluss zu verlieren. Wenn Staaten anfangen, Tech-Firmen zu retten: Ist das kluge Industriepolitik oder der Anfang vom Ende freier Märkte?

 

Quelle: Golem

 

 

Generative KI

 

Midjourney / Generative Bild-KI

 

Meta plant stärkere Integration von Midjourney-Bildern in Nutzer-Feeds

 

Ein Déjà-vu mit doppeltem Boden: Wie bereits erwähnt, will Meta Midjourney-Bilder in seine Plattformen integrieren. Was wie ein technisches Detail klingt, könnte bald unsere visuelle Kultur prägen. Denn wer kontrolliert, was wir sehen, beeinflusst, was wir glauben. Und wenn KI dabei federführend ist – wer übernimmt dann die Verantwortung für Wahrnehmung, Manipulation und kollektives Gedächtnis?

 

Quelle: The Verge AI

 

 

FLUX.1 Kontext / Gen-KI

 

DRAMA-Modell erreicht 1,7- bis 2,3-fache Effizienzsteigerung bei der Inferenz

 

Im Maschinenraum der KI geht’s rund: Das DRAMA-Modell – ein Encoder für Sprach-KI – hat ein Upgrade bekommen. Dank sogenannter „Nested Jagged Tensors“ (ja, das klingt wie ein neues Pokémon) läuft die Texterkennung nun bis zu 2,3-mal schneller. Und das bei variabler Textlänge, also auch bei chaotischen Eingaben wie: „Hey Chatbot, kannst du mir mal eben… ach nee, warte…“. Technikgeplänkel? Vielleicht. Aber auch ein Hinweis darauf, wie sehr KI davon abhängt, dass sie effizient rechnet. Denn nur wer schnell antwortet, bleibt im Rennen – oder wird überhaupt erst eingesetzt. Aber: Wird Effizienz bald wichtiger als Verlässlichkeit?

 

Quelle: PyTorch Blog

 

 

Generative Video-KI

 

Google vereinfacht Videoschnitt in Drive mit neuem „Vids“-Shortcut

 

Mit einem Klick zum KI-Video: Google integriert seine neue App „Vids“ direkt in Google Drive. Damit lassen sich Videos künftig so einfach bearbeiten wie Textdokumente. Einmal klicken, KI startet – fertig ist der Imagefilm. Besonders Unternehmen dürften jubeln. Doch was passiert, wenn alle dieselben Tools nutzen? Wird bald alles gleich aussehen – oder ganz neue Kreativität freisetzen? Und: Wer hat am Ende die Kontrolle – der Mensch oder das Schnittmuster der KI?

 

 

 

 

 

Fazit

 

Die KI-Welt dreht sich schneller, als wir „Midjourney“ sagen können – und während die Technik immer freundlicher, effizienter und schöner wird, bleibt eine Frage offen: Wer gestaltet eigentlich unsere Zukunft – die Entwickler, die Algorithmen oder wir selbst? Vielleicht ist es an der Zeit, nicht nur zu fragen, was KI kann, sondern was sie darf. Und was wir wollen. Denn sonst entscheidet am Ende der Algorithmus – über Bilder, Worte und Wirklichkeit.

 

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