Neuronale Notizen vom 31. August 2025

Neuronale Notizen vom 31. August 2025

Einleitung

Wie verändert KI unseren Alltag – auch da, wo wir es nicht merken? Was, wenn aus KI-Wettlauf ein KI-Kollaps wird? Und warum diskutieren Tech-Konzerne über Ethik, aber handeln selten danach?

Ob am Himmel, im Auto, in der Excel-Tabelle oder beim Taco-Bestellen: KI ist überall – mal als Hoffnungsträger, mal als Pannenquelle. Diese Woche zeigt eindrucksvoll, wie weit die Technologie reicht – und wo sie (noch) scheitert. Von kosmischem CO₂ über sprechende Tabellen bis zu 18.000 imaginären Wassern im Drive-Through: Willkommen im ganz normalen KI-Wahnsinn.

Forschung & Entwicklung

Statt Wasser: James Webb findet erstaunlich viel CO₂ in planetenbildender Scheibe um XUE 10

Was macht man, wenn man einen neuen Planeten backen will? Man nehme Sternenstaub, etwas Eis, ein Schuss Wasser – und fertig ist das Weltall-Menü. So dachte man bisher. Doch das James-Webb-Weltraumteleskop hat nun eine Zutat entdeckt, die so nicht im Rezept stand: überdurchschnittlich viel CO₂. Um den jungen Stern XUE 10 fanden schwedische Forscher:innen eine planetenbildende Scheibe, die eher an eine sprudelnde Brausefabrik erinnert als an eine Wiege des Lebens.

Das wirft Fragen auf: Was passiert, wenn CO₂ statt Wasser dominiert? Könnten solche Planeten ganz anders aussehen – oder gar völlig lebensfeindlich sein? Die Entdeckung zeigt, wie wenig wir über die Entstehung von Planeten wirklich wissen. Und wie sehr unsere Modelle auf irdischen Vorstellungen beruhen. Vielleicht ist das Universum einfach kreativer als wir. Oder es hat einen seltsamen Sinn für Humor.

Quelle: t3n Magazine


Größter E-Automarkt der Welt: Hier ist schon jedes zweite verkaufte Auto ein Stromer

Während Europa über E-Auto-Förderungen diskutiert und in den USA noch lautstark über das „Brummen“ von Verbrennern sinniert wird, hat China längst Fakten geschaffen: Jedes zweite neu zugelassene Auto fährt dort elektrisch. Das ist kein Testlauf, das ist Massenumstellung in Echtzeit. Über 70 Prozent aller E-Autos weltweit stammen aus chinesischer Produktion – und viele davon bleiben gleich im Land.

Was wie eine Erfolgsmeldung klingt, ist auch ein geopolitischer Weckruf. Denn während westliche Hersteller noch an Ladeinfrastruktur und Batterielieferketten tüfteln, fährt China technologisch davon – leise, aber konsequent. Doch was bedeutet das für den globalen Wettbewerb? Und was, wenn der Markt kippt, etwa durch Überproduktion oder politische Spannungen? Elektromobilität ist nicht nur eine Frage der Technik – sondern auch der Macht.

Quelle: t3n Magazine

Modelle & Unternehmen

Nvidia says two mystery customers accounted for 39% of Q2 revenue

Fast 40 Prozent des Umsatzes von Nvidia im letzten Quartal stammen von nur zwei – anonymen – Kunden. Offiziell heißen sie „Customer A“ und „Customer B“. Inoffiziell könnte man sie auch „die zwei, die alles kaufen“ nennen. Wer dahinter steckt? Spekulationen reichen von Microsoft über Meta bis zu geheimen KI-Startups mit sehr tiefen Taschen.

Das zeigt, wie zentral Nvidia für die KI-Revolution geworden ist – und wie abhängig selbst ein Tech-Gigant von wenigen Großabnehmern sein kann. Denn wo immer große Sprachmodelle trainiert oder Daten verarbeitet werden, laufen Nvidia-Chips heiß. Aber was passiert, wenn einer dieser Kunden abspringt – oder eigene Chips baut? Die KI-Wirtschaft ist derzeit eine Party mit wenigen Gastgebern. Und Nvidia liefert das Buffet.

Quelle: TechCrunch AI


KI übernimmt die Fleißarbeit: Microsoft baut GPT direkt in Excel ein

Excel war schon immer das Schweizer Taschenmesser der Büroarbeit – und nun bekommt es eine KI-Klinge. Microsoft hat seinen Copilot, basierend auf GPT, direkt in Excel integriert. Tabellen analysieren, Texte zusammenfassen, Trends erkennen – all das geht jetzt auf Zuruf. Klingt praktisch? Ist es auch. Vorausgesetzt, man weiß, was man da tut.

Denn wo früher Formeln und Filter regierten, sitzt nun ein KI-Assistent, der zwar schnell, aber nicht unfehlbar ist. Wer blind vertraut, riskiert Fehlinterpretationen oder fehlerhafte Analysen – besonders bei sensiblen Daten. Aber wer die KI als Werkzeug nutzt, kann sich viel Zeit und Nerven sparen. Vielleicht wird Excel bald weniger gefürchtet – oder einfach nur noch geflüstert.

Quelle: t3n Magazine

Gesellschaft & Politik

18.000 Becher Wasser bitte: KI fällt im Drive-Through von Taco Bell durch

Voice-AI sollte der neue Superstar im Fast-Food-Drive-Through werden. Doch bei Taco Bell wurde die „smarte“ Bestellung zur Farce: Statt Burrito gab’s 18.000 Becher Wasser – zumindest laut der KI. Die Idee war simpel: Kund:innen sprechen ihre Bestellung, die KI versteht und verarbeitet sie. In der Praxis hagelte es jedoch Fehlinterpretationen, doppelte Bestellungen und genervte Kundschaft.

Das Experiment zeigt: Sprache ist komplex – besonders in lauten Umgebungen mit Dialekten, Slang und Hunger. Die Technologie ist noch nicht reif, um menschliche Flexibilität zu ersetzen. Aber kann sie lernen? Oder bleibt der Mensch doch die bessere Schnittstelle zwischen Hunger und Menü?

Quelle: t3n Magazine


Alibaba baut eigenen KI-Chip für Inferenz

Statt auf Nvidia zu setzen, geht Alibaba jetzt eigene Wege: Der chinesische Tech-Riese hat einen neuen KI-Chip vorgestellt, der speziell für Inferenz-Aufgaben entwickelt wurde – also das, was passiert, wenn ein KI-Modell nicht mehr lernt, sondern antwortet. Sprachassistenten, Chatbots, Empfehlungssysteme – all das könnte bald auf Alibabas Chip laufen.

Das Ziel: weniger Abhängigkeit von westlicher Hardware, mehr Kontrolle über eigene KI-Infrastruktur. Der Chip soll flexibler, energieeffizienter und günstiger sein als bisherige Alternativen. Aber reicht das, um mit Nvidia, AMD & Co. mitzuhalten? Oder erleben wir gerade den Beginn eines neuen Chip-Kriegs – diesmal made in China?

Quelle: The Decoder

Generative KI

Midjourney / Generative Bild-KI

„Nano Banana“: Googles neue Bild-KI greift Adobe und OpenAI frontal an

Der Name klingt nach Kindergeburtstag, doch „Nano Banana“ ist Googles neue Waffe im Kampf um die Bild-KI-Krone. Die Funktion erlaubt es, Bilder per Texteingabe realistisch und präzise zu verändern – ohne die typischen Artefakte oder verzerrten Finger, die bisherige KI-Grafiken oft entlarvten. Ein Foto per Satz umbauen? Kein Problem mehr.

Damit greift Google nicht nur Adobe Photoshop, sondern auch OpenAIs Bild-KI DALL·E direkt an. Der kreative Wettlauf hat begonnen – aber was bedeutet das für Fotografie, Werbung oder sogar Beweismittel? Wenn jedes Bild manipulierbar wird, bleibt dann noch etwas „echt“?

Quelle: t3n Magazine

Generative Text-KI

KI-Forscher Andrej Karpathy zweifelt an Skalierbarkeit aktueller LLM-Trainingstechniken

Mehr Daten, größere Modelle, stärkere Chips – so lautet bisher das Mantra der KI-Welt. Doch Andrej Karpathy, einer der renommiertesten Forscher der Branche, stellt das jetzt in Frage. Der ehemalige Tesla- und OpenAI-Topmann warnt: Die aktuellen Methoden zur Entwicklung großer Sprachmodelle (LLMs) stoßen an ihre Grenzen – technisch, ökologisch und vielleicht auch intellektuell.

Statt immer größer zu bauen, fordert Karpathy neue Ansätze: effizientere Lernmethoden, bessere Datenqualität, vielleicht sogar völlig neue Architekturen. Die Frage ist: Hören die Tech-Konzerne zu? Oder fahren sie weiter mit Vollgas in Richtung „größer ist besser“ – bis der Tank leer ist?

Quelle: The Decoder

Fazit

KI ist nicht länger ein Werkzeug – sie ist eine Bühne, auf der Technik, Wirtschaft und Gesellschaft ihre Rollen suchen. Zwischen CO₂ im All, sprechenden Excel-Zellen und KI-Bestellchaos zeigt sich: Wir stehen nicht vor einem technischen Problem, sondern vor einer kulturellen Herausforderung. Die Frage ist nicht, ob KI funktioniert – sondern ob wir wissen, was wir mit ihr anfangen wollen. Oder ob sie es am Ende für uns entscheidet.

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